Auf den Tellern der Österreicher*innen ist Fleisch ein fixer Bestandteil. Ein hoher Fleischkonsum hat zahlreiche negative Folgen für die Gesundheit der Menschen und des Planeten. Wir haben die interessantesten Fakten zum Fleischkonsum in Österreich gesammelt. Außerdem haben wir uns die Frage gestellt, ob ein nachhaltiger Fleischkonsum überhaupt möglich ist.
Fakt 1: Österreicher*innen sind echte Fleischtiger
Laut dem Ernährungsbericht des Gesundheitsministeriums und der Universität Wien liegt der Fleischkonsum in Österreich deutlich über der Empfehlung von 300 bis 450g Fleisch- und Wurstwaren pro Woche. Vor allem Männer liegen mitdurchschnittlich 900 bis 1320g Fleisch pro Woche deutlich darüber. Frauen verspeisen etwa 480 bis 550g. Mit einem jährlichen Verbrauch von 97 kg Fleisch liegt Österreich weltweit auf Platz 15. Im europäischen Vergleich liegen die Österreicher*innen auf Platz 3. Jährlich landen 65kg Fleisch auf den Tellern von Herrn und Frau Österreicher.
Fakt 2: Feischkonsum in Österreich – 5,9 Tonnen Fleisch in einem Leben
5,9 Tonnen isst ein durchschnittlicher Österreicher im Laufe seines Lebens. Das entspricht etwa 1.287 Tieren. Besonders Hühner sind bei den Österreicher*innen beliebt. Wie viele Rinder, Fische, Schweine und Schafe wir im Durchschnitt im Laufe unseres Lebens verspeisen kannst du in der Infografik sehen.
Fakt 3: Ein hoher Fleischkonsum macht krank
Du wirst nicht automatisch krank, nur weil du viel Fleisch isst. So wie auch eine Zigarette nicht gleich zu Lungenkrebs führt. Eine sehr fleischlastige Ernährung erhöht aber das Risiko an bestimmten Krankheiten zu erkranken. Der Konsum von rotem Fleisch (z.B. Rind- oder Schweinefleisch) erhöht das Darmkrebsrisiko. Wurstwaren stehen laut WHO in Verbindung mit Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs. Fleischtiger haben außerdem, ein erhöhtes Risiko an Diabetes, einer Herz-Kreislauferkrankung, Arthrose, Rheuma oder anderen chronischen Entzündungen zu erkranken.

Fakt 4: 9 Prozent der Nahrungsmittel aber 43 Prozent der Ressourcen
Die Produktion von Fleisch bedarf vieler Ressourcen. Fleisch macht etwa 9 Prozent der Nahrungsmittel weltweit aus, aber es verursacht 43 Prozent der Treibhausgase aus der Lebensmittelproduktion. Ein hoher Fleischverbrauch hat einen beträchtlichen Effekt auf den Klimawandel: Ein Kilo Rindfleisch verursacht so viel CO2 wie 250 km mit dem Auto zu fahren.
Fakt 5: Tierhaltung verursacht Treibhausgase
Die Haltung von Rindern, egal ob zur Fleischerzeugung oder zur Milchgewinnung, ist für mehr als 70% der Methan-Emissionen aus dem Sektor Landwirtschaft verantwortlich. Methan (CH4) entsteht vor allem in der Massentierhaltung im Zuge des Verdauungsprozesses von Wiederkäuern wie Rindern und Schafen und ist 25-Mal schädlicher für das Klima als CO2. Stallhaltung, Futterproduktion und Verwendung von Düngemitteln sind weitere Ursachen. Der Einsatz von Düngemitteln steht auch in Verbindung mit der Entstehung von Lachgas, oder Distickstoffoxid (N2O). Es ist 300-Mal schädlicher für das Klima als CO2.
Ein weiterer problematischer Stoff, der im Zuge der Tierhaltung anfällt ist Ammoniak. 93% stammen aus der landwirtschaftlichen Produktion. In erster Linie entsteht es bei der Stallhaltung. Der Ammoniak breitet sich in der Luft aus. Dort vermischt er sich mit anderen Luftschadstoffen und wird zu Feinstaub. Das ist eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen und gefährdet auch Pflanzen und Ökosysteme. Es führt zu einer Versäuerung des Bodens und kann sogar zum Sterben einzelner Arten führen.
Fakt 6: Regenwald muss der Futtermittelproduktion weichen
Nicht einmal ein Fünftel der heimischen Tiere darf auf Österreichs Weiden grasen. Stattdessen ist Soja ihr Hauptnahrungsmittel. Obwohl Österreich innerhalb der EU zu den Ländern zählt die am meisten Soja produzieren, reicht die Menge nicht aus, um den Bedarf zu decken. Stattdessen kaufen wir Soja aus Ländern wie Brasilien, Argentinien oder Paraguay. Dort wird der Regenwald abgeholzt, um zum Beispiel Soja für die Tierhaltung anzubauen.
Fakt 7: Fleischkonsum erhöht den Hunger in der Welt
Obwohl es global gesehen mehr als genug Nahrung gibt, hungern mehr als 800 Millionen Menschen. Hauptgrund dafür sind die Essgewohnheiten der Menschen in Industriestaaten. Vor allem unser hoher Konsum von Fleisch- und Milchprodukten trägt dazu bei, dass Menschen in ärmeren Ländern zu wenig zu essen haben.
Das Problem ist der hohe Ressourcenbedarf der Nutztierhaltung. Auf den Speiseplänen von Nutztieren stehen Nahrungsmittel wie Soja, Mais und Getreide. Diese wären auch ohne den Umweg über tierische Mägen für die menschliche Ernährung geeignet. Nutztiere wandeln aber nur einen Bruchteil dieser Nahrungsmittel in Fleisch um. Damit 1 kg Fleisch entsteht, muss das Tier 7 kg Nahrung verspeisen. Mit Hinblick auf die globale Ernährungssituation sind solche Lebensmittel daher regelrecht verschwendet.
Die Abholzung der Regenwälder zerstört die Lunge der Erde und die Ernährungssouveränität der lokalen Bevölkerung. Um unseren Fleischbedarf zu decken nehmen wir in Kauf, das lokale Kleinbauern ihre Anbauflächen verlieren und indigene Völker verdrängt werden.
Fakt 8: Nachhaltiger Fleischkonsum ist möglich
Anleitung für eine nachhaltige Ernährung ist die Planetary Health Diet. Diese Ernährungsempfelung der EAT-Lancet Kommission soll die Gesundheit der Menschen und unseres Planeten gleichermaßen sicherstellen. Bei einem täglichen Verbrauch von 2.500 Kalorien sind darin 100g rotes Fleisch und 200g Geflügelfleisch pro Woche vorgesehen.
Wie kann ich meinen Fleischkonsum reduzieren?
Grundsätzlich gilt: Umso weniger Fleisch du isst, umso besser für die Umwelt. Sieh das Ganze als einen Prozess und reduziere deinen Fleischkonsum langsam. Du kannst zum Beispiel die Portion Fleisch verkleinern und dafür mehr Gemüse oder füllende Beilagen wie Kartoffeln, Nudeln oder Reis essen. Leg einen oder mehrere Tage pro Woche fest, an denen du auf tierische Produkte verzichtest. Du musst nicht von heute auf morgen komplett auf tierische Produkte verzichten. Für den Anfang reicht es, deinen Konsum so gut du kannst, im Rahmen deiner Möglichkeiten zu reduzieren.
Wenn du dir ein bisschen Zeit nimmst, wirst du schnell merken, dass es überhaupt kein Verlust ist auf Fleisch zu verzichten. Sieh es als eine Möglichkeit, etwas Neues zu probieren und nicht als Einschränkung. Schau dich beim nächsten Einkauf mal bewusst in der Gemüse- oder Obstabteilung um. Gibt es etwas, dass du noch nicht kennst oder schon immer mal probieren wolltest? Dann greif zu!
Darüber hinaus wächst auch der Markt an Fleischalternativen ständig. Versuch mal Sojagranulat statt Faschiertem in der Spaghetti Bolognese zu verwenden – geschmacklich wirst du kaum einen Unterschied bemerken. Das Klima und die Umwelt werden es dir danken. Zweifelsohne ist etwas Recherche nötig, wenn man vom Fleischtiger zum Pflanzenfresser werden will – zahlreiche Kochbücher und Blogs lassen das aber zu einer spannenden Entdeckungsreise werden.
Quellen
Global 2000 – Fleischkonsum in Österreich
Global 2000: Fleischatlas 2021
Österreichischer Ernährungsbericht des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen (2017)
Deutsches Umweltbundesamt: Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen
Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus: Landwirtschaft und Luftschadstoffe
Achtung: Heiß und fettig – Klima und Ernährung in Österreich (WWF-Studie, 2015)
Healthy Diets from Sustainable Food Systems. Food Planet Health (EAT Lancet Commission)